Montag, 26. September 2011

Mondberg, Aborigine-Elend, Puderzucker-Strand,Pinguine, Dorf-Grundschule, keine Pelikane, aber ein Zaunkönig

first timer: wir kochen zusammen


Am samstag gehen wir in hobart auf den 'salamanca-market', eine attraktion für einheimische und touristen: regionale produkte wie brot, oliven, marmeladen, wein, käse, straßenmusiker, secondhand-kleidung und bücher, kunsthandwerk, billige sonnenbrillen und anderer chinesischer müll, selbstgestricktes, antiquitäten, finger food-alles hier zu finden auf dem baumbestandenen marktplatz. frühling liegt in der luft, in den vorgärten blühen osterglocken, vergissmeinnicht und tulpen und überall zwitschern vögel und bauen ihr nest. die polizei macht werbung für sich und spielt mit ihrer dudelsackkapelle auf- im kilt.




wir gehen weiter zum hafen, denn dort hören wir gesang: ein gospelchor- alter zwischen 20 und 80- singt 'I really do believe, yes, I really do believe, there's a heaven somewhere.' 
@kerry und inge:Chorleiterin wie sabine in xl.


wir organisieren uns ein auto, machen einen  strandspaziergang in kingston und fahren dann hoch zum Mount Wellington.wir sind über den wolken und ,wenn sie aufreißen, sehen wir hobart und das meer. dort -ich fühle mich wie auf einer mond-felsen-wüste-ist es eisig kalt und fast menschenleer und mir unheimlich!!!als wir abfahren, fängt es sogar an leicht zu schneien.














am sonntag auf der fahrt zum Frecinet Nat.Park lese ich terry vom schicksal der 'tasmanischen' aborigines vor (ca. 5000-10.000 vor der europ.ankunft). die ersten europäer, robben- und walfänger, handelten mit den aborigines. sie wollten kein land, nur frauen für sklavenarbeit und sex, die sie gegen hunde eintauschten.
napoleon schickte 1802 eine expedition los, die welt zu erkunden, um das wissen der menschheit über dieselbe zu erweitern. naja, vielleicht hatte er auch weniger hehre ziele.
als die franzosen in tasmanien landeten, kartografierten sie die insel, verteilten französische ortsnamen und zogen wieder ab:' da das land schon bewohnt sei von den ureinwohnern.' nicht so die briten: sie machten aus tasmanien kurzerhand ihr größtes staatsgefängnis, deportierten ca. 75 000  strafgefangene hierhin, die das land erschlossen, in minen und steinbrüchen arbeiteten, straßen und brücken anlegten und häuser bauten. mit den aborigines wurde kurzer prozess gemacht, sie wurden von ihrem land vertrieben und wenn sie sich weigerten und sich wehrten, wurden sie gezielt gejagt und erschossen. motto: if it runs, shoot it-wenn es läuft, knall es ab.
seit 15 jahren wird den aborigines schrittweise land zurückgegeben, das fremde nur in begleitung betreten dürfen.
früher schämten die tasmanier sich ihrer geschichte als nachkommen von kriminellen, heute sind sie stolz darauf und forschen nach, warum ihre vorfahren hier interniert wurden. manche gefängnisse waren so brutal, dass die insassen absichtlich vergehen begannen, um lieber am galgen zu enden.

wir picknicken und spazieren am langen strand 'friendly beaches'- so benannt nach anfangs freundlichen kontakten zur urbevölkerung. der strand ist wahnsinn: ca. 5 km puderzucker-sand, granitfelsen mit orangefarbenen flechten und eisblaue und türkisfarbene meereswellen mit weißen schaumkronen. wir haben den strand ganz für uns, später kommt ein angler dazu.
hier am strand habe ich endlich das echte sabbatjahr- und weltreise-gefühl.in singapur fühlte ich mich noch wie auf einem wochenend-trip mit kinobesuchen.







wir wollen noch zur wine-glass-bay,einer traumhaft schönen bucht, die nur zu fuß erreichbar ist. leider ist der wanderweg dorthin nach dem winter geschlossen, das erfahren wir aber erst auf dem parkplatz. zum glück ist wenigstens ein klo da und wer hüpft da hinter mir her auf dem weg zum klo? ein zahmes wallabie, ein kleines känguru. wir machen noch zwei kurze wanderungen zu anderen buchten,


doch dann müssen wir los: wir sind bei einer pinguin-beobachtungstour angemeldet.zwei fanatische surfer in bicheno haben vor ca. 10 jahren überlegt, wie sie mehr zeit für's surfen haben und gleichzeitig ihren lebensunterhalt sichern können: sie bieten pinguin-touren an. die pinguine kommen hier in der dämmerung an land zu ihren bauten, um sich nach ihren meeresjagd-ausflügen auszuruhen. wir lernen viel über diese kleinste pinguin-art, die u.a. hier aus dem meer auftaucht, sich in kleinen gruppen sammelt, dann über den strand hetzt (gefährlichstes stück wg der robben), und dann gemeinsam in die dünen zu ihren bauten watschelt.
 gerade hat die brutzeit begonnen, wir sehen brütende männchen und weibchen.in wenigen wochen sind die kleinen da.wenn die jungen die bauten verlassen sollen, werden sie einfach nicht mehr gefüttert. ist der hunger groß genug, watscheln sie zum meer und beginnen, selbst zu jagen.die männchen kommen später immer an die gleiche stelle an land, die weibchen suchen sich andere kolonien. so ist die DNA schön verteilt.
die beiden surfer haben ganze arbeit geleistet, sie haben die verwilderten katzen und hunde der europäer, die pinguine jagten und fraßen, zum teufel geschickt und siehe da: aus zunächst 40 päärchen sind nun 200 geworden. ganz anders früher die robben- und walfänger: sie aßen die pinguine auf oder fingen sie, töteten, trockneten und verbrannten sie als feuer'holz'. und das alles, damit sie weiter europa u.a. mit fetten, pelzen und korsettstangen zu versorgen.




abends im hostel kochen terry und ich gemeinsam: ich koche nudeln und terry erhitzt die fertigsauce in der mikrowelle ;)

am montag fahren wir richtung launceston und halten zwischendurch in einem dorf an, um eine zeitung und einen kaffee zu kaufen und in der post briefmarken. ich komme mit der postfrau ins gespräch, sie verkauft neben briefmarken auch seife und ihre selbstgenähten und bestickten handtücher. außerdem ist sie 'president of the parents' association' der grundschule- ja, ich weiß, ich kann es nicht lassen. die schule hat 3 lehrer und insgesamt 30 kinder. der schulleiter hat nur fachunterricht, macht verwaltungskram und ist für gewerkschaftsaufgaben freigestellt. die beiden anderen lehrerinnen haben je eine klasse, eine von vorstufe bis 2. schuljahr, die andere 3.-6. schuljahr.
im sommer ist täglich schwimmunterricht im pool und wenn es den 300 bewohnern zu warm wird, gehen auch sie da schwimmen. 5 kinder nehmen am angelwettbewerb teil und im oktober baut jedes kind sich eine seifenkiste im unterricht. leider brauchen die im nächsten schuljahr keine deutschlehrerin und die schule soll geschlossen werden. und auch die polizeistation für die 300 einwohner soll geschlossen werden. das dorf hat eine bürgerinitiative gegründet zur erhaltung der schule und der polizeistation mit ihrem dorfsheriff. seine hauptaufgabe: geschwindigkeitskontrollen und gelegentliche einbrüche aufklären.

 im auto lese ich terry die zeitung vor: gestern am sonntag konnte man seine gläubigen dobermänner, frommen meerschweinchen und lobpreisenden pudel in einer kirche segnen lassen.
in launceston wandern wir durch eine ziemlich brave schlucht' cataract gorge'- naja, okay.da ist die wanderung durch ein wasser-naturschutzgebiet viel schöner. keine pelikane, viele wasservögel und noch mehr schwalben, die gerade aus asien zurück sind und ein blauer zaunkönig!

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