Freitag, 14. Oktober 2011

Blumen von Alan, dem Maori------Flowers from Alan the Maori

Terry geht Samstag Abend in eine Kneipe in Russel um die ersten beiden Achtelfinale zu sehen und Englands Ausscheiden zu verfolgen. ,England played crap', seufzt er, als er wiederkommt.

Terry goes to the local bar in Russell to watch the last sixteen and sees England leaving the tournament. 'England played crap', he sigh when he returns.

Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Zeltplatz in Russell und faulenzen rum, was das Zeug hält. Das können wir immer besser. Alan, 64, der Chef des Zeltplatzes, kommt auf ein Schwätzchen vorbei und erzählt uns seine Lebensgeschichte. Leider möchte er nicht fotografiert werden.

We stay another night in Russell and are very busy doing nothing.  We are getting really good at that. Alan, 64, the owner of the campsite, comes around for a chat and tells us his life story. Unfortunately he does not want his picture taken.
Als erstes erzählt er mir, dass er Autos hasst, sie aber akzeptieren muss, aber weiter nördlich ziehen wird, da wo Neuseeland noch ganz einsam ist und nicht so viele Autos herumfahren, wenn das so weiter geht mit den ganzen Autos. Er sei noch mit dem Pferd zur Schule geritten. Neben der Schule gab es eine Weide für die Pferde. War die Schule aus, holten die Kinder ihre Pferde von der Weide und ritten nach Hause. Kein Bedarf für Verkehrszähmer.

First he tells me, that he hates cars, needs to accept them, but he'll move up north to where New Zealand is still a lonesome place without too many cars, if traffic keeps increasing. He rode on a horse to school. Next to the school was a pasture for the horses. When school was out, the children fetched their horses from the pasture and rode home. No need for my traffic taming program.


Wie fast alle Neuseeländer hat er Maori- und europäische Vorfahren, dennoch sagt er ,die Maori-Wurzeln' seien immer stärker. Würden die Europäer von Neuseeland verschwinden, würden die Maori-Nachfahren wieder in Stämmen leben und zuerst einmal die Kriege und Fehden beenden, die noch nicht entschieden seien, nur durch Missionare zum Waffenstillstand gebracht wurden.

Like a lot of NZ, he has Maori and European ancestors, nevertheless he tells us, the Maori roots are the strongest. Would the Europeans disappear from NZ, the Maoris would go back to tribal and first of all finish theier wars which are not decided yet, missionaries only appeased them.

,Maoris vergessen und vergeben nichts', sagt er, ,da sind noch etliche Rechnungen offen. Ebenso mit den Engländern, die immer wieder das 'Waitangi-Abkommen' aufgeweicht haben und den Maori-Häuptlingen 1840 eine andere Version zur Unterzeichnung gaben.'

'Maoris don't forget and forgive', he says, 'there are a lot of unsettled issues to be sorted. Also with the English, who again and again breached the 'Waitangi treaty' and gave the Maori chiefs a different version to sign in 1840.'

 ,Wir sind ein Kriegervolk, wir geben nicht auf.Wir haben uns nie in Reservate schließen lassen. Deshalb sind wir noch hier. Weil wir immer gekämpft haben, haben wir eine Stimme.'

'We are warriors. We don't give up.We never went to reserves. That's why we are still here. Because we always fought, we have a voice.

Dieses 'Waitangi-Abkommen' ist einzigartig in der Zeit der Kolonialisierung. Es spricht den Maoris vollständige Rechte britischer Staatsangehörigkeit zu, im Gegenzug erhalten die Briten das Recht der Regierung. In der Maori-Version wird zugesichert, dass die Häuptlinge über ihre Stämme bestimmen.

This 'Waitangi treaty' is unique in the history of coloniasation. Maoris had full British citizenship, in return the British had the right of governance.In the Maori version it was confirmed, that the chiefs would maintain chieftainship.


Anfangs, als die englischen Siedlungen noch klein und wenige waren, waren die unterschiedlichen Versionen kein Problem. Doch als immer mehr Siedlungen entstanden und den Maoris immer mehr Land durch falsche Tricks abgenommen wurden, wuchsen die Konflikte. Heute werden jedoch immer wieder Rechtsstreitigkeiten auf der Grundlage des Waitangi-Abkommens gelöst, Land zurückgegeben, Macht geteilt, Entschädigungen gezahlt. Dennoch gibt es immer wieder Spannungen.

At the beginning, when the English settlements were few and small, the different versions were no problem. But when the settlements grew in number and size and when more and more land was taken off the Maoris with false tricks, the conflicts grew. Today law suits are settled on the grounds of the Waitangi treaty, land is returned, power shared, compensation payed. But there are always tensions.
@David: Alan sagt, natürlich gab es das frühere, friedliche Volk der Moriori, das lang vor den Maoris Neuseeland besiedelte, aber von den Maoris besiegt, versklavt oder getötet wurde. Die letzten Morioris flohen auf die Chatham-Inseln, 900 km von den Hauptinseln entfernt. Aber offiziell würden Maoris dies nicht zugeben, denn damit erlöschen ihre Rechte als 'Erstbesiedler' und außerdem, sagt Alan/ says Alan:

"Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben, nie von den Verlierern."
" History is always written by the winner, never by the losers."


So wie die US-Amerikaner stolz auf frühe Einwanderung sind, (am stolzesten sind die Nachkommen der ,Mayflower'), sind die Maoris stolz auf ihre Vorfahren, die mit Katamaren vor ca. 1000 Jahren von anderen pazifischen Inseln aus nach Neuseeland vorstießen. Alan sagt, sein Stamm stamme von den ersten Katamaranen ab und sein Stamm habe den offiziell letzten Menschen zum Mittag gefuttert. Da sollen sich die Weißen mal nicht aufregen, alle Völker haben irgendwann mal Menschen auf ihrem Speiseplan gehabt.

Like the Us Americans are proud of their early immigrants (proudest of all the descendants of the Mayflower), the Maoris are proud of their ancestors who came to NZ about 1000 yrs ago from other Pacific islands. Alan says, his tribe came with one of the first catamarans and his tribe officially nibbled the last human for lunch. The white people should relax about that, all peoples had humans in their diet once.
Neuseeland sei voll mit Gold, Silber, Eisenerz, Öl, doch der wirtschaftlichen Nutzung und dem Abbau sind enge Grenzen gesetz: 'You do NOT disturb Mother Earth for a quick dollar.'

NZ is full of gold, silver, iron ore, oil, but the economic use is very limited: "You do NOT disturb Mother Earth for a quick buck."



Dann geht Alan in sein Haus und holt das einzige Gedicht, dass er je geschrieben hat und zeigt es mir. Er sieht absolut nicht wie ein Poet aus mit seiner kompakten, drahtigen Figur, dem wettergegerbten Gesicht und der etwas großen Klappe.

Then Alan goes to his home, comes back with the only poem he has ever written and shows it to us. He does not look like a poet at all with his compact wiry figure, his weathered faced and slightly loud mouth.

Er schrieb es, als ein guter Freund von ihm, ein großzügiger und hilfsbereiter Mann, seine Kneipe schließen musste und viele der regelmäßigen Gäste ihm alle möglichen Unregelmäßigkeiten als Grund unterstellten. Als es dann am letzten Abend in der Kneipe Freibier und Getränke umsonst in Hülle und Fülle gab, um die Bar aufzulösen, standen genau diese Leute in der allerersten Reihe.

He wrote it, when a good friend of his, a  generous and helpful man, had to close his pub and a lot of his regulars started gossiping about irregularities. When there was plenty of free beer and drinks on the last night to empty the bar, those people were the first ones at the bar. That upset him so much, that he ran home, wrote the poems, asked people to go to the terrace and read out his poem:
 

Das regte Alan so sehr auf, dass er nach Hause lief, das Gedicht aufschrieb, zurück zur Kneipe rannte, alle Leute auf die Außenterrasse bestellte und das Gedicht vorlas:

It is better to have tripped
than never to have walked.

It is better to be blind
and never have seen.

Some people see
but never have tripped.

Some people are mean
but never have seen.



Dann verabschiedet er sich von uns, geht zu einem seiner phantastischen Blumenbeete, pflückt eine Orchidee, überreicht sie mir und verschwindet.

Then he says good bye to us, goes to one of his fantastic flower beds, picks a stem of orchids, gives it to me and disappears.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen